Stellen Sie sich vor, Sie steigen in einen Fahrstuhl. Die Tür geht zu und Sie realisieren, dass ein bekanntes Gesicht neben Ihnen steht: Bill Gates. Ab jetzt haben Sie genau 60 Sekunden Zeit, um ihn von Ihrer Idee zu überzeugen. Wie gehen Sie vor?
Die Königsdisziplin des Präsentierens
Ein Pitch ist wohl die Königsdisziplin unter den Präsentationen. Denn während Sie bei einer gewöhnlichen Präsentation umfassend Zeit haben, die Idee, die Firma und das Produkt darzustellen, ist der Pitch eine Momentaufnahme. In wenigen Minuten müssen Sie das Wesentliche an Ihr Gegenüber vermitteln und ihn oder sie gleichzeitig von Ihrer Idee begeistern.
Und ein guter Pitch wird nicht nur in spontanen „Elevator Pitches“ gebraucht – beim Kampf um Investoren oder Auftraggebern sind solche Kurzpräsentationen an der Tagesordnung. Damit ist der Druck besonders groß, denn wenn Sie Ihre Gedanken nicht blitzschnell bündeln und formulieren können, entgeht Ihnen wohlmöglich in Sekundenschnelle eine einmalige Chance. Wie also bereitet man sich bestmöglich auf einen Pitch vor?
Für spontane Situationen gut vorbereitet sein
Den klassischen „Elevator-Pitch“ haben Sie bereits in dem Moment verloren, wo Sie überlegen, wie Sie Ihre Gedanken am besten formulieren. Denn bis dahin hat die Fahrstuhltür sich bereits wieder geöffnet und Sie werden nie wieder die einmalige Chance haben, alleine mit Bill Gates in einem Raum zu sein. Daher sollte sich jeder Unternehmer auf derartige Szenarien vorbereiten und wissen, wie man das Unternehmen und die Vorteile für den Idealkunden in wenigen Sätzen so treffend und knackig beschreibt, dass derjenige Lust auf mehr Informationen bekommt. Denn auch wenn die Situation spontan ist, hilft es, sich bereits vorab auf gewisse Key-Szenarien einzustellen. Dies kann beispielsweise ein 1-, 5-, oder 10-minütiger Pitch sein. Wer für jeden dieser Zeitrahmen eine Präsentationsstrategie parat hat, den kann so schnell kein spontaner Pitch aus der Fassung bringen.
Die drei Kernelemente eines guten Pitches
Zu der perfekten Vorbereitung auf einen Pitch gehören wichtige Überlegungen zu den Keymessages, dem Publikum und den Zielsetzungen des Kurzvortrags. Eine Mind-Map kann helfen, einen Überblick über alle wichtigen Inhalte zu schaffen. Erst wenn diese Rahmenpunkte definiert sind, sollten Sie mit den konkreten Formulierungen beginnen. Idealerweise besteht ein guter Pitch dabei aus drei Kernelementen bzw. Schritten:
Ein knackiges Intro:\ Der Beginn Ihrer Präsentation entscheidet bereits, ob Sie das Publikum fesseln oder nicht. Langweilige Hintergrundinformationen können Sie sich sparen. Eine Frage, eine spannende Kennzahl oder ein kurzer Fakt machen neugierig und fesseln das Publikum. Ein gutes Beispiel wäre die Frage: „Kennen Sie das Problem, dass…?“ oder der Fakt: „Abertausende Menschen sind mit diesem Problem konfrontiert!“. Weitere Tipps zum perfekten Präsentationsbeginn verraten wir Ihnen hier.
Die Kernaussage:\ Gerade in einem Pitch sollten Sie sich bei diesem Schritt besonders kurz und präzise halten. Überlegen Sie sich die richtige Formulierung, um in wenigen Worten und möglichst faktenorientiert Ihre Kernaussage rüberzubringen.
Der Call to Action:\ Hier bringen Sie Ihren Pitch zum krönenden Abschluss. Sie haben auf das Problem aufmerksam gemacht, die Lösung dargestellt und alles, was jetzt noch fehlt ist die Handlung – der Call to Action. Indem Sie Ihrem Gesprächspartner anbieten, mehr Informationen oder ein Follow-up bereitzustellen, ebnen Sie den Weg für eine Zusammenarbeit.
Sich auf Ausnahmesituationen vorbereiten
Der grobe Aufbau Ihres Pitches und die ersten Formulierungsvorschläge stehen. Nun heißt es: üben, üben, üben! Doch bei einem Pitch ist die Situation eine andere, als bei einer gewöhnlichen Präsentation und der Druck dementsprechend höher. Um derartige Szenarien beim Training nachzustellen, dürfen Sie ruhig kreativ werden. Präsentieren Sie Ihren Pitch am besten unterschiedlichsten Personen aus Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis. Lernen Sie, auf deren Reaktionen einzugehen und Formulierungen entsprechend anzupassen. Proben Sie den Pitch vor einem Spiegel und trainieren Sie, Ihre Körpersprache passend einzusetzen. Denn nicht nur das gesprochene Wort, auch das, was Sie mit Ihrem Körper aussagen, trägt entscheidend zum Gesamteindruck bei.
Variieren Sie bei den Proben nicht nur die Gesprächspartner, sondern das gesamte Umfeld. Um das Stresslevel zu erhöhen und die Pitch-Situation zu simulieren, können Sie sogar noch kreativer werden: Körperliche Betätigung, extreme Kälte oder Wärme und so weiter – je außergewöhnlicher die Situation, in der Sie den Pitch präsentieren, desto besser sind Sie vorbereitet.
Visuelle Elemente in Pitch-Präsentationen
Nicht in jeder Pitch-Präsentation haben Sie die Möglichkeit, visuelle Elemente zur Unterstützung einzusetzen. Bei dem typischen „Elevator Pitch” zählen beispielsweise nur Sie selbst als Präsentator. Wenn Sie bei einem Pitch mit Präsentationstools arbeiten, gilt hier mehr denn je: Weniger ist mehr. Die Präsentationsfolien dürfen nicht vom gesprochenen Wort ablenken, sondern sollten Ihren Vortrag vielmehr mit möglichst wenig Inhalt untermauern.
Die besten Pitches sind alles andere als spontan
Ob in TV-Shows oder Kurzvorträgen von Präsentationslegenden wie Steve Jobs und Co. – Sie haben sicher schon einmal einen wirklich guten Pitch gesehen. Doch aufgepasst: Was als Beobachter so locker flockig wirkt und klingt, ist in Wirklichkeit genau das Gegenteil: Eine gute Kurzpräsentation ist akribisch bis ins letzte Detail einstudiert. Die wahre Kunst ist es, diese trotz intensiver Vorbereitung so spontan und authentisch wie möglich wirken zu lassen.
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